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Türchen Nr. 23 ###Verwandlung###

Sagt die Raupe zum Schmetterling staunend: "Du hast dich ja verwandelt!". Der Schmetterling antwortet: "Ja stimmt, und du kannst das auch!". 

 

Aus der Sicht einer Raupe ist das Fliegen nur ein unerreichbarer Traum. Wie soll das auch gehen, eine Raupe kann ja auch nicht fliegen. Völlig logisch, dass die Raupe nicht daran glauben kann, sie ist halt realistisch. Was der Schmetterling ihr sagt, wirkt daher arrogant und verletzend.

 

Man kann sich doch sehr gut in die Raupe hineinversetzen. Sie kennt nur ihre Perspektive und sie schätzt auch ihre Möglichkeiten richtig ein. Grundlegend für ihre Einschätzung ist jedoch nur ihre eigene bisherige Erfahrung. Die setzt sie über alles, auch über die verlockende Aussage des Schmetterlings. Der hat die Verwandlung bereits hinter sich und würde es der Raupe gerne glaubhaft machen. Selbst wenn die Raupe es für möglich halten würde, würde sie sich allenfalls nur kurz gut fühlen, jedoch ein paar Momente später wieder frustriert weiterkriechen. 

 

Jetzt bringen wir dieses Naturbild einmal in unser menschliches Dasein. Wie oft fühlen wir uns wie diese Raupe, langsam, kriechend am Boden mit kleinem Wirkungskreis? Menschen, die etwas aus unserer Sicht unerreichbares geschafft haben, sind allenfalls Mahnungen für uns, klein und unbedeutend zu sein. Wenn sie dann noch sagen, dass du das auch schaffen kannst, bist du verärgert oder fühlst dich unverstanden. "Alles Spinner, die hatten einfach nur Glück. MIR wird das niemals widerfahren, ich bin ja nicht in einem Märchen." Kommen dir solche Gedanken bekannt vor?

 

In diesem Sommer haben wir uns fünf Raupen bestellt, die sich dann nach einiger Zeit verpuppten. Nach und nach schlüpften aus diesen Larven wunderschöne, bunte Schmetterlinge, die wir einige Zeit noch bewunderten und dann in die Natur entließen. So konnten wir dieses Wunder mit eigenen Augen beobachten. Für uns Erwachsene war das genau so spannend wie für unsere Kinder. Wenn doch Schmetterlinge reden könnten, hätte ich sie nach ihrer Metamorphose interviewt. 

 

Alles hat seine Zeit, Raupe sein, hat seine Zeit. Eine Larve zu sein, hat seine Zeit und ein Schmetterling zu sein, hat seine Zeit. Wenn du dir das für dein eigenes Leben merkst, wirst du in der Phase, in der du dich gerade befindest, immer zufrieden sein und sie annehmen können. 

Alles im Leben hat seine Zeit. Verfluche daher nicht die Zeit, in der du zum Beispiel nichts tun kannst, außer warten. Eine Raupe muss viel fressen, damit sie Energie für die Verwandlung hat. Wenn du dich bildest, alles in dich aufnimmst, was du bekommen kannst, dann ist das solch eine Phase. Es kommen Zeiten, in denen du nichts aufnehmen kannst sondern von dem zehrst, was da ist. Irgendwann kommt die Verwandlung, wo du dich in die Lüfte erhebst und rückblickend siehst du den Sinn und weißt, dass alles seine Richtigkeit hat. Nur kannst du es schwer denen erklären, die sich gerade in einem anderen Stadium befinden.

 

Lass sie sein und lebe mit ihnen im Einklang, so wie es Schmetterling und Raupe tun. Schau, dass du jede Phase deines Lebens annimmst und wirklich lebst, denn sie haben alle Sinn. Ohne das Eine kannst du das Andere nicht sein.

 

Halte also durch, es lohnt sich! Schenke deinen Träumen Beachtung und zweifle nicht an dir!  

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Birgit (Mittwoch, 23 Dezember 2020 08:21)

    Danke mein Lieber Daniel für die vielen schönen Gedanken. Bin auch heute wieder geflasht. Jetzt fehlt nur noch das letzte Türchen die LIEBE. Wir wünschen dir und deiner Familie von ganzem Herzen ein geruhsame, friedvolles, gesegnetes Weihnachtsfest ������. Mir werden deine Türchen sehr fehlen